Ein CSRD-Reporting müssen viele Unternehmen sowieso schreiben. Also: Warum nicht schon heute darüber nachdenken, wie Sie daraus Mehrwert ziehen können? Ein Nachhaltigkeitsbericht kann so viel mehr als bloß „konform sein“!

Schon seit mehreren Jahren begleite ich als Kommunikationsexpertin die Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland und hatte dabei die Gelegenheit, mit einer Vielzahl von Unternehmen zusammenzuarbeiten. Bei alledem war es schon immer schön zu sehen, wie kreativ manche Organisationen die Herausforderung der Nachhaltigkeit umsetzen. Und das nicht, um irgendeiner Pflicht zu genügen. Sondern um die darin enthaltenen Chancen zu ergreifen.

Jetzt wird das Thema noch einmal viel breiter aufgestellt: Denn mit der CSRD fordert die EU von einer wachsenden Zahl von Unternehmen eine Auskunft über ihre Nachhaltigkeit. Damit lässt sich die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen quantitativ leichter einander gegenüberstellen – und genau das ist aus meiner Sicht die Hauptintention der EU-Regelung.

Denn Unternehmen, die ihre Bemühungen durch die Angaben im Nachhaltigkeitsbericht messbar darstellen, können verglichen werden – die CSRD macht Nachhaltigkeit endlich per Gesetz zu einem Wettbewerbsfaktor und bietet zugleich dem zunehmenden Greenwashing Paroli.

Im letzten halben Jahr habe ich erneut feststellen dürfen, dass der Nutzen eines sorgfältig erstellten Nachhaltigkeitsberichts weit über die bloße Erfüllung gesetzlicher Anforderungen hinausgeht. Deswegen möchte ich hier einige Gedanken und Erfahrungen darüber teilen, wie Unternehmen ihren CSRD-Nachhaltigkeitsbericht nutzen können, um nicht nur die Welt, sondern auch ihren eigenen Erfolg zu verbessern.

CSRD-Vorteile für die Unternehmenskommunikation

Kommunikation ist eines meiner Hauptinteressen, das ich sowohl als Kommunikationsberaterin als auch als Journalistin schon lange pflege. Deswegen fällt mir sofort auf, was ein Nachhaltigkeitsbericht bieten kann:

  • Differenzierung: In entwickelten Märkten ähneln sich Produkte zunehmend. Neben dem Preis ist die Nachhaltigkeit eine Möglichkeit, sich vom Mitbewerb im Regal daneben zu unterscheiden. Unternehmen, die dies als Teil ihrer Marke bewusst in Szene setzen, können sich so von der Konkurrenz abheben.

 

  • Mehr nachhaltiges Selbstbewusstsein: Unternehmen fürchten die Green-Claims-Verordnung, wollen nicht beim Greenwashing ertappt werden, neigen zunehmend zum Greenhushing – sie verschweigen also ihre Nachhaltigkeits-Bemühungen. Halb richtig, halb schade, denn über Nachhaltigkeit muss aktiv gesprochen werden. Und wer den Prozess der Nachhaltigkeitsberichterstattung sauber durchgearbeitet hat, hat spätestens dann auch eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet und kann die eigene Nachhaltigkeit quantitativ belegen. Unternehmen mit Nachhaltigkeitsbericht wissen daher besser, welche Aussagen die Unternehmenskommunikation zur Nachhaltigkeit machen kann – und welche nicht.

 

  • Website und andere digitale Kanäle: Deren Sichtbarkeit profitiert davon, wenn Sie den Nachhaltigkeitsbericht geschickt ausschöpfen. Meines Erachtens wird diese Möglichkeit oft übersehen – ich helfe Ihnen gerne, wenn Sie wissen wollen, welchen Schatz Sie da über maschinenlesbare Nachhaltigkeitsberichte hinaus heben könnten.

 

  • Employability: Unternehmen sind mehr denn je auf der Suche nach Talenten. Talente wiederum sind zunehmend auf der Suche nach „Jobs mit Sinn“ und lehnen Unternehmen mit schlechter Nachhaltigkeitsreputation ab. Das bestätigen übrigens auch alle bilanzierenden GWÖ-Unternehmen, mit denen ich in Kontakt stehe. Wer Talente finden und halten will, tut deswegen gut daran, den Stand der Nachhaltigkeit und die Bemühungen um seine Weiterentwicklung auch nach innen zu kommunizieren – und zwar über den Geschäftsbericht hinaus.

Wie ein Nachhaltigkeitsbericht dem Unternehmen nützen kann

Oft übersehen Unternehmen, dass sie selbst auch von einer regelmäßigen Nachhaltigkeitsberichterstattung profitieren können :

  • Organisationen, die sich glaubwürdig für Nachhaltigkeit einsetzen, sprechen Kund:innensegmente an, die umweltfreundliche Produkte bevorzugen. Das kann helfen, den Marktanteil zu steigern. Ein Beispiel dafür sind Fleisch- versus Fleischersatzprodukte: Letztere nehmen ersteren seit Jahren Marktanteile ab. Profitiert haben die Pioniere, die Chancen nutzten – statt Risiken zu fürchten.
  • Die nachhaltige Transformation Ihres Unternehmens profitiert natürlich in direkter Linie davon, dass der Stand quantitativ erfasst wird. Nur wer prüft, wie gut er ist, kann besser werden. Und Sie müssen gar nicht um jeden Preis, gleichzeitig und überall besser werden. Ganz im Gegenteil ergeben sich relevante Punkte erst aus der Stakeholder-Befragung, die Sie im Zuge des CSR-Reportings durchführen.
  • Schon bei der Gemeinwohl-Bilanz habe ich gesehen, was es mit Unternehmen macht, Strukturen und Prozesse auf den Prüfstand zu stellen. Sie im Zuge des Reportings zu hinterfragen, führt geradezu zwangsläufig dazu, sie auch verbessern zu wollen. So helfen Nachhaltigkeitsberichte Unternehmen, Bereiche mit Verbesserungspotenzial zu identifizieren. Es kann zu signifikanten Einsparungen führen, wenn Ressourcen effizienter genutzt, Abfall reduziert oder Energie gespart wird.
  • Ein Nachhaltigkeitsbericht kann für Innovation sorgen. Nachhaltige Produkteigenschaften schon im Entwicklungsprozess anzustreben, führt zu innovativen Produkten und Dienstleistungen, die nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch wirtschaftlich überlegen sind.
  • Im Zuge des CSRD-Reportings identifizieren Sie auch Risiken. Das erlaubt es ihnen, diese Nachhaltigkeitsrisiken aktiv zu minimieren und so die Resilienz des Unternehmens zu stärken.

„Die CSRD-Richtlinie der EU verlangt von einer wachsenden Zahl von Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht. Das ist Gesetz, es passiert so oder so. Und deswegen rate ich allen, vor lauter Bäumen den Wald nicht aus den Augen zu verlieren: Nehmen Sie die Aufgabe als Anlass, sich mal zu überlegen, was Sie am Ende als Nutzen mitnehmen können. Und da gibt es vieles!“

Weitere Bedeutung des CSR-Reports

Natürlich gibt es auch die offensichtlichen Vorteile, etwa eine bessere Bindung zu den wachsenden Zielgruppen mit nachhaltigem Interesse. Die transparente und verständliche Darstellung Ihrer Nachhaltigkeitsleistung und die kontinuierliche Verbesserung sorgen für Vertrauen. Und sie geben Kunden die Gewissheit, sich für das richtige Produkt, die richtige Dienstleistung entschieden zu haben.

Der Nachhaltigkeitsbericht, vor allem seine maschinenlesbare Form, wird aber ja vor allem für Stakeholder wie zum Beispiel Investoren gemacht. Hier mit einer guten Strategie aufzuwarten, zeigt die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens und warum es als Investmentmöglichkeit attraktiv ist. Beispielsweise kann es bei Expansionsplänen den Zugang zu Risikokapital erleichtern, weil man als weniger riskant und zukunftsorientiert wahrgenommen wird.

Fazit: In meiner Rolle als Kommunikationsexpertin habe ich schon oft erlebt, wie die Beschäftigung mit der eigenen Wirkung auf Umwelt und Gemeinwohl eine innovative Transformation anschiebt. Für mich ist die CSRD, die zuweilen auch als lästige Last empfunden wird, viel mehr als ein Werkzeug zur Erfüllung gesetzlicher Anforderungen. Richtig umgesetzt, gibt sie ein strategisches Instrument ab, um nachhaltiges Wachstum zu fördern, Risiken zu minimieren, Innovationen und Wert zu schaffen. Die Investition in einen umfassenden und authentischen Nachhaltigkeitsbericht und seine Auserzählung über Content ist eine Investition in die Zukunft Ihres Unternehmens und unserer Welt.

CSRD: Fragen & Antworten

Was ist eigentlich das Ziel der EU-Berichtspflicht via CSRD?

Man lästert ja gerne mal über die EU, aber der Green Deal hat mir etwas mehr Lust auf Politik gemacht: Er will Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen und beinhaltet auch Maßnahmen in Bereichen wie Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Industrie, um nachhaltiges Wachstum, den Ausbau erneuerbarer Energien und verbesserte Energieeffizienz zu fördern. Die CSRD ist ein Baustein hierfür. Obwohl mir persönlich die Rechtsfolgen des Nicht-Einhaltens der Regelungen viel zu schwach sind, ist der Green-Deal ein wichtiger erster Schritt.

Zwingt man Unternehmen zu Nachhaltigkeit?

Niemandem wird vorgeschrieben, nachhaltig zu konsumieren und nachhaltig zu sein. Unternehmen müssen ESG-Reports schreiben und werden somit in den Dimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung transparent und vergleichbar. Damit wird Nachhaltigkeit von einer Last zu einem Wettbewerbsfaktor, denn diese Transparenz erlaubt es jenen Konsumenten, die das wollen, eine im Sinne der Nachhaltigkeit bessere Kaufentscheidung zu treffen.

Ist der Nachhaltigkeitsbericht Pflicht ab 2024?

Kommt darauf an und hängt hauptsächlich von Größe und Kapitalmarktorientierung ab. Seit Januar 2024 müssen Unternehmen ran, die schon jetzt eine nichtfinanzielle Erklärung abgeben müssen.

Für andere große Unternehmen, die mindestens zwei der drei folgenden Kriterien knacken, startet die Pflicht ab Januar 2025: mehr als 25 Mio. Euro in der Bilanz, über 50 Mio. Euro Umsatz oder mehr als 50 Beschäftigte. Hier ist höchste Zeit, endlich loszulegen!

Kleinere börsennotierte Unternehmen sind ab Januar 2026 dran. Diese Unternehmen täten gut daran, trotzdem schon an ihren Berichten zu arbeiten – um die oben genannten Vorteile mitzunehmen. Insgesamt müssen sich in der EU etwa 49.000 Unternehmen auf die CSRD einstellen.

Wie oft ist der CSRD-Bericht zu schreiben?

Laut der neuen Regelung müssen Unternehmen jetzt jedes Jahr mindestens einen Bericht über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten herausbringen. Dieser Nachhaltigkeitsbericht soll Hand in Hand mit dem Finanzbericht im Lagebericht veröffentlicht werden und das innerhalb von drei Monaten nach dem Ende des Geschäftsjahres.

Welches Format hat der CSR-Report?

Laut CSRD ist der Nachhaltigkeitsbericht maschinenlesbar und Teil des Lageberichts, der wiederum Teil des Geschäftsberichts ist. Das heißt, der Pflichtteil des CSRD-Berichts besteht vor allem aus Daten (im European Single Electronic Format ESEF). Das sollte kein Unternehmen daran hindern, eine Prosaversion zu gestalten und diese wie oben beschrieben über verschiedenste Kanäle auszuerzählen.

Nach welchen Richtlinien ist der Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen?

Das für die EU wichtigste Framework ist die ESRS (European Sustainability Reporting Standards) der EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group).